Broken Music Vol. 2
70 Jahre Schallplatten und Soundarbeiten von Künstler*innen
17.12.2022 bis 14.05.2023
YANEQ – Rufen und Raushaun (2022)
Grzegorzki Records
Vinyl LP Portrait: Oliver Mark
Broken Music Vol. 2
70 Jahre Schallplatten und Soundarbeiten von Künstler*innen
17.12.2022 bis 14.05.2023
YANEQ – Rufen und Raushaun (2022)
Grzegorzki Records
Vinyl LP Portrait: Oliver Mark
Ein verbindlicher Ausdruck des Zufälligen prägt auch die Portraits von Oliver Mark. Die Aufnahme von Rainer Maria Kardinal Woelki (2012) ist z.B. nach einem Shooting für Die Zeit entstanden. Mark war die Spielothek, vor der er Woelki ablichtete, schon auf dem Weg zum Shooting aufgefallen. Er wartete aber die geplanten Aufnahmen ab, um einen entspannten Woelki dann erst auf dem Rückweg zu seiner Wohnung im Wedding anzuhalten und spontan zu knipsen. „Kardinal Woelki, drehen Sie sich mal um!“ Woelki lacht – und das Bild ist fertig. Wie bei Lay war auch hier die spontan wirkende Aufnahme lange geplant und vorbereitet. Marks Portrait des Künstlers Tobias Hantmann (2020) hatte einen ähnlich langen Vorlauf und kombiniert eine Landschaftsserie von Mark mit seinen Künstlerportraits. Die Landschaftsserie heißt Die Zeit machen wir später aus und portraitiert Orte im Wandel, z.B. Baustellen wie hier des Axel Springer Neubaus in Berlin. Die einzelnen Bilder halten einen Blick fest, den es so nur kurze Zeit gibt und der dann verschwindet. So einen Blick zeigt auch das Portrait von Hantmann, den Mark auf einer Party kennen- gelernt und dann instruiert hatte, was er tragen und wohin er kommen sollte. Auch die Beleuchtung der Aufnahme ist präzise gesetzt (Tageslicht von rechts, Gegenblitz von links). Die Tasche hat Hantmann aber selbst mitgebracht. Mark hatte sich nur irgendein Accessoire gewünscht. Dieses zufällige Requisit entfaltet jedoch eine große Wirkung, weil es die Haltung Hantmanns bestimmt und einen starken farblichen Kontrast im fast monochromen Bild setzt. Woelkis Spielothek und Hantmanns Tasche zeigen, wie auch in Marks Aufnahmen die Anbrandungen des Zufalls das Bild bestimmen.
Björn Vedder
Die Vögel des Zufalls ist eine Ausstellung kuratiert von Thomas Zitzwitz in der Galerie Norbert Arns in Köln, vom 18.11. – 10.12.2022.
Wim Delvoye, FORT, Gregor Hildebrandt, Robert Kraiss, Alicja Kwade,
Alwin Lay, Oliver Mark, Anna Virnich, Thomas Zitzwitz
40,0 × 50,0 cm, Oil paint on photography, 2022. From Collaborations II.
Delivery Hero – Isa Melsheimer and Oliver Mark
August 18 – September 15, 2022
Open Berlin
Prinzenallee 35
DE-13359 Berlin
Blickdicht im Glasdickicht
Gibt es etwas zu sehen und zu bewahren, schlägt die Stunde der Vitrine. Der Glaskasten als Panic Room der Museologen, am liebsten Panzerglas, UV-Schutz und Vakuum. Konservierung wie im Marmeladenglas. Schutz vor Zerfall ist unbedingt löblich, doch erfahren Objekte ihren musealen, respektive gesellschaftlichen Wert meist durch Nutzungsspuren: abgewienerte Oberflächen, Scharrten, Verfärbungen, Verblichenes, Abgebrochenes. Der Zahn der Zeit nagte, und wir fühlen Verbundenheit mit der Vergangenheit. Er erst macht Geschichte für uns wirklich lebendig.
Zum anderen der Blick des Betrachters. Er tastet die Oberfläche prüfend ab, in der Vitrine aber schaut er auch hindurch, sieht den Raum dahinter, den Kontext der Jetztzeit. Das Glas spiegelt die Umgebung, den Betrachter, auch das Selbst, wenn wir hier kurz küchenpsychologisieren dürfen. Die Vitrine lädt zum visuellen Dialog. Ob der einspurig und mehrspurig verläuft, hängt am Betrachter.
Oliver Marks Fotografien und Isa Melsheimers Skulpturen interessieren dieser ständige Blickwechsel. Das Objekt der Begierde ist nicht in der Vitrine, es ist die Vitrine und ihre Überraschungen offenbarende Blickdichte. Dichte nicht im Sinne von Sichtschutz, sondern von erhöhtem Schauwert, der Häufung der möglichen Blickwinkel. Sind es bei Mark unerwartete Bildausschnitte, die scheinbar willkürliche Darstellung von Teilen der Vitrine, auch anderen Sichtgrenzensetzer, wie Flugzeugflügel, Verpackungen, collagierte Hände, ist es bei Melsheimer die Paarung Beton und Glas. Beton als Sichtverhinderer, Glas als Blickermöglicher. Ihre Serie »Seeds« beispielsweise hinterfragt die Funktion der Vitrine auf eigene Weise: Glaskästen auf Betonsockeln, in denen Samen ein luftdicht abgeschottetes Eigenleben entwickeln, einzig gespeist aus Sonnenlicht, Erde und durch Kondensation entstehende Flüssigkeit. Hier ist nichts konserviert, hier lebt etwas, aber unter dem Blick des Betrachters. Ich sehe, also lebst du. Die In-Vitro-Vitrine des Kunstmarkts.
Oliver Mark und Isa Melsheimer gehen dem Guckkasten auf den Geist. Wer kommt und schaut, erlangt ihn vielleicht, den blickdichten Durchblick im Glasdickicht.
Till Schröder, Autor, Chefredakteur der Marginalien – Zeitschrift für Bibliophilie und Buchkunst
°CLAIRbyKahn is pleased to unveil Schwelle („Threshold“), a series of unique multimedia works by photographer Oliver Mark in collaboration with visual artist Tim Plamper.
After being invited by Mark to alter his photographs, Plamper co-created this series using soil taken from the former Inner German Border, reopening wounds of the past in a gesture that expands our understanding of the geopolitical disputes of today.
photo basel takes places from June 14–19, 2022 – you’ll find us at booth A9!
Volkshaus Basel
Rebgasse 12–14
CH-4058 Basel
Guardini Stiftung, 2022
Ed. Oliver Mark and Guardini Stiftung. Concept and Organization: Oliver Mark. Design: Steinig, studiof.de. Text: Georg Maria Roers SJ. Translation: Christopher Winter. Print: Druckerei Heenemann.
Oliver Mark invited 61 artists to work on his photos. Anything could be done to them: cutting, scratching, twisting, framing, pasting, mounting, embroidering and painting beyond recognition. The interventions were as surprising as they were innovative. The format was variable – so was the type of photo paper. Sometimes the photo was glossy or matt, sometimes on baryta paper, hahnemühle paper or canvas, etc. It was up to the artists to decide. Two prints were made, with one work remaining with each artist. The exhibition was made possible with the support of the Archdiocese of Berlin, Father Georg Maria Roers SJ and the Association Ausstellungshaus für christliche Kunst e. V.
Artists: Saâdane Afif — Matthias Beckmann — Olivia Berckemeyer — Eva Berendes — Daniel Biesold — Norbert Bisky – Anina Brisolla – Laura Bruce – Maria Brunner – Joanna Buchowska – Andreas Bunte – Björn Dahlem – Giorgio de Chirico – Sven-Ole Frahm – Tine Furler – Franziska Goes – Lennart Grau – Gregor Hildebrandt – Philip Grözinger – Harald Hermann – Ellen Martine Heuser – Benedikt Hipp – Christian Hoischen – Shaikh Rashid bin Khalifa Al Khalifa – Florin Kompatscher – Timo Kloeppel – Clemens Krauss – Michael Kunze – Wolfgang Lugmair – Via Lewandowsky – Bernhard Martin – Isa Melsheimer – Klaus Mosettig – Frank Nitsche – Agustin Noguera – Ena Oppenheimer – Lea Pagenkemper – Tim Plamper – Manfred Peckl – Sabine Reinfeld – Lisa Reitmeier – Benedikt Richert – Gerd Rohling – Michael Sailstorfer – Karin Sander – Sophia Schama – Thomas Scheibitz – Aline Schwibbe – Johanna Silbermann – Heidi Sill – Yasmin Sharabi – Sabine Springer – Philip Topolovac – Christopher Winter – Hansa Wißkirchen – Carsten Wirth – Angelika Zeller – Sarah Zelmati – Ralf Ziervogel – Thomas Zitzwitz – Filip Zorzor
Mund, Lippen, Zunge und Zähne, Sprache, Schmerz und Schrei, Essen, Schlingen, Speien und Spucken, Lust und Leidenschaft: Die Mundhöhle ist eine buchstäblich reizvolle Körperzone. So haben sich nicht nur seit jeher Naturwissenschaft und Medizin an der Erkundung der Mundhöhle abgearbeitet, sondern auch die Kunst- und Kulturgeschichte – von der Antike bis zur Gegenwart. Diesen breit gefächerten motivgeschichtlichen Pfad verfolgt das Kunstmuseum Wolfsburg mit der Ausstellung In aller Munde. Von Pieter Bruegel bis Cindy Sherman. Es ist die bislang umfassendste Themenausstellung zu oralen Motiven in der Kunst in Deutschland mit über 250 Exponaten unter anderem von Albrecht Dürer, Pablo Picasso, Max Klinger, Marina Abramović, Andy Warhol und Louise Bourgeois.
Die breit angelegte Ausstellung widmet sich Monstermäulern (Alfred Kubin) und Vampirbissen (Edvard Munch), betrachtet den Mund als Höllenschlund und Tor zum Weltinnenraum (Pieter Bruegel). Die Dentalkultur wiederum wird vielfältig beleuchtet vom Zahnbrecher bei Jan Steen über die Darstellung der Schutzheiligen von Zahnärzten, Apollonia, bei Andy Warhol bis hin zu Zahnschmuck aus außereuropäischen Kulturen. Mona Hatoum dringt bis in die Speiseröhre vor, während Künstler wie Man Ray oder Anselmo Fox ihren Atem in Glas‑, Seifen- oder Kaugummiblasen einschließen. Und schließlich ist die Ästhetik der Lippen, gesteigert im Kuss und der oralen Libido ein Sujet, mit dem sich Wolfgang Tillmans, Natalia LL, Picasso, Marilyn Minter und viele andere in der Schau beschäftigen. In aller Munde umfasst sowohl Malerei, Skulptur, Installation, Fotografie, Zeichnung, Grafik und Videokunst als auch einzelne Exponate aus ethnologischen und naturwissenschaftlichen Sammlungen, Film und Werbung, Musik und Literatur.
Die Schau In aller Munde wird kuratiert von Dr. Uta Ruhkamp und entsteht in Zusammenarbeit mit dem Kulturwissenschaftler Prof. Dr. Hartmut Böhme und der Zahnärztin Beate Slominski.
31.10.2020–05.04.2021 im Kunstmuseum Wolfsburg
Künstler*innen: Hans von Aachen (Umkreis), Marina Abramović & Ulay, Vito Acconci, Nobuyoshi Araki, Arman, Dirck Barendsz, Lenora de Barros, Franz von Bayros, Dirk Bell, Johannes Bendzulla, Bernhard Johannes Blume, Louis-Léopold Boilly, Hieronymus Bosch (Nachfolger), Louise Bourgeois, Pieter Bruegel d. Ä., Anton Büschelberger, Luca Cambiaso, Javier Castro und Luis Gárciga, Jake & Dinos Chapman, Francesco Clemente, Otto Coester, Tony Cragg, Lucas Cranach d. Ä., Walter Crane, Martin Creed, John Currin, Natalie Czech, Thomas Demand, François Desprez, Birgit Dieker, Mark Dion, Cheryl Donegan, Albrecht Dürer, Bogomir Ecker, Gerbrand van den Eeckhout, Antje Engelmann, Fantich & Young, Harun Farocki, Thomas Feuerstein, Urs Fischer, Anselmo Fox, Moritz Frei, Lieselotte Friedlaender, Gauri Gill, Francisco de Goya y Lucientes, Vivian Greven, Robert Haiss, Richard Hamilton, Johann Gottlieb Hantzsch, Mona Hatoum, Eberhard Havekost, He Xiangyu, Egbert van Heemskerck d. J., Jeppe Hein, Gottfried Helnwein, Gary Hill, Klara Hobza, Jenny Holzer, Benjamin Houlihan, Lisa Junghanß, Michael Kalmbach, Isabell Kamp, Christian Keinstar, Johann Georg Kern (zugeschr.), Walther Klemm, Max Klinger, Christoph Knecht, Herlinde Koelbl, Kurt Kranz, Alfred Kubin, Mathäus Küsel, Raimund Kummer, David LaChapelle, Maria Lassnig, Lucas van Leyden, Lee Lozano, Sarah Lucas, Anna Maria Maiolino, Jeanne Mammen, Man Ray, Fabian Marcaccio, Christian Marclay, Teresa Margolles, Oliver Mark, Bernhard Martin, Kris Martin, Jonathan Meese, Ulrich Meister, Isa Melsheimer, Ana Mendieta, Charles Meryon, Franz Xaver Messerschmidt, Marilyn Minter, Edvard Munch, Bartolomé Esteban Murillo (zugeschr.), Natalia LL, Bruce Nauman, Marcel Odenbach, Adolf Oexle, Tony Oursler, Georg Pencz, Pablo Picasso, Rona Pondick, François Rabelais, Lili Reynaud-Dewar, Pipilotti Rist, Michele Rocca, Ulrike Rosenbach, Aura Rosenberg, Miguel Rothschild, Raphael Sadeler d. Ä., Sam Samore, Johann Gottfried Schadow, Godfried Schalcken, Thomas Schütte, Lorentz Schultes, Elfie Semotan, Mithu Sen, Cindy Sherman, Slavs and Tatars, Andreas Slominski, Kiki Smith, Daniel Spoerri, Shaun Stamp, Peter Stauss, Jan Steen, Barbara Steppe, Sam Taylor-Johnson, David Teniers d. J., Paul Thek, Wolfgang Tillmans, Joe Tilson, Ane Tonga, Rosemarie Trockel, Wilhelm Trübner, Piotr Uklański, Maarten de Vos, Kemang Wa Lehulere, Franz Erhard Walther, Andy Warhol, Hans Wechtlin, Peter Weibel, Hans Weiditz d. J., Tom Wesselmann, Antonie Wierix, Peter Zizka u. a.