O P E N Berlin – A project space by Amélie Esterházy

Opening August 18 (– September 15, 2022)
Open Berlin
Prinzenallee 35
DE-13359 Berlin
Opening August 18 (– September 15, 2022)
Open Berlin
Prinzenallee 35
DE-13359 Berlin
°CLAIRbyKahn is pleased to unveil Schwelle („Threshold“), a series of unique multimedia works by photographer Oliver Mark in collaboration with visual artist Tim Plamper.
After being invited by Mark to alter his photographs, Plamper co-created this series using soil taken from the former Inner German Border, reopening wounds of the past in a gesture that expands our understanding of the geopolitical disputes of today.
photo basel takes places from June 14–19, 2022 – you’ll find us at booth A9!
Volkshaus Basel
Rebgasse 12–14
CH-4058 Basel
Oliver Mark invited 61 artists to work on his photos. Any- thing could be done to them: cutting, scratching, twisting, framing, pasting, mounting, embroidering and painting beyond recognition. The interventions were as surprising as they were innovative. The format was variable – so was the type of photo paper. Sometimes the photo was glossy or matt, sometimes on baryta paper, hahnemühle paper or canvas, etc. It was up to the artists to decide. Two prints were made, with one work remaining with each artist.
Concept and Organization: Oliver Mark
Editor: Oliver Mark / Guardini Stiftung
Layout: Anja Steinig, studiof.de
Text: Georg Maria Roers SJ
Translation: Christopher Winter
Printed by: Druckerei Heenemann, Berlin
Oliver Mark invited 61 artists to work on his photos. Anything could be done to them: cutting, scratching, twisting, framing, pasting, mounting, embroidering and painting beyond recognition. The interventions were as surprising as they were innovative. The format was variable – so was the type of photo paper. Sometimes the photo was glossy or matt, sometimes on baryta paper, hahnemühle paper or canvas, etc. It was up to the artists to decide. Two prints were made, with one work remaining with each artist. The exhibition was made possible with the support of the Archdiocese of Berlin, Father Georg Maria Roers SJ and the Association Ausstellungshaus für christliche Kunst e. V.
Artists: Saâdane Afif — Matthias Beckmann — Olivia Berckemeyer — Eva Berendes — Daniel Biesold — Norbert Bisky – Anina Brisolla – Laura Bruce – Maria Brunner – Joanna Buchowska – Andreas Bunte – Björn Dahlem – Giorgio de Chirico – Sven-Ole Frahm – Tine Furler – Franziska Goes – Lennart Grau – Gregor Hildebrandt – Philip Grözinger – Harald Hermann – Ellen Martine Heuser – Benedikt Hipp – Christian Hoischen – Shaikh Rashid bin Khalifa Al Khalifa – Florin Kompatscher – Timo Kloeppel – Clemens Krauss – Michael Kunze – Wolfgang Lugmair – Via Lewandowsky – Bernhard Martin – Isa Melsheimer – Klaus Mosettig – Frank Nitsche – Agustin Noguera – Ena Oppenheimer – Lea Pagenkemper – Tim Plamper – Manfred Peckl – Sabine Reinfeld – Lisa Reitmeier – Benedikt Richert – Gerd Rohling – Michael Sailstorfer – Karin Sander – Sophia Schama – Thomas Scheibitz – Aline Schwibbe – Johanna Silbermann – Heidi Sill – Yasmin Sharabi – Sabine Springer – Philip Topolovac – Christopher Winter – Hansa Wißkirchen – Carsten Wirth – Angelika Zeller – Sarah Zelmati – Ralf Ziervogel – Thomas Zitzwitz – Filip Zorzor
Mund, Lippen, Zunge und Zähne, Sprache, Schmerz und Schrei, Essen, Schlingen, Speien und Spucken, Lust und Leidenschaft: Die Mundhöhle ist eine buchstäblich reizvolle Körperzone. So haben sich nicht nur seit jeher Naturwissenschaft und Medizin an der Erkundung der Mundhöhle abgearbeitet, sondern auch die Kunst- und Kulturgeschichte – von der Antike bis zur Gegenwart. Diesen breit gefächerten motivgeschichtlichen Pfad verfolgt das Kunstmuseum Wolfsburg mit der Ausstellung In aller Munde. Von Pieter Bruegel bis Cindy Sherman. Es ist die bislang umfassendste Themenausstellung zu oralen Motiven in der Kunst in Deutschland mit über 250 Exponaten unter anderem von Albrecht Dürer, Pablo Picasso, Max Klinger, Marina Abramović, Andy Warhol und Louise Bourgeois.
Die breit angelegte Ausstellung widmet sich Monstermäulern (Alfred Kubin) und Vampirbissen (Edvard Munch), betrachtet den Mund als Höllenschlund und Tor zum Weltinnenraum (Pieter Bruegel). Die Dentalkultur wiederum wird vielfältig beleuchtet vom Zahnbrecher bei Jan Steen über die Darstellung der Schutzheiligen von Zahnärzten, Apollonia, bei Andy Warhol bis hin zu Zahnschmuck aus außereuropäischen Kulturen. Mona Hatoum dringt bis in die Speiseröhre vor, während Künstler wie Man Ray oder Anselmo Fox ihren Atem in Glas‑, Seifen- oder Kaugummiblasen einschließen. Und schließlich ist die Ästhetik der Lippen, gesteigert im Kuss und der oralen Libido ein Sujet, mit dem sich Wolfgang Tillmans, Natalia LL, Picasso, Marilyn Minter und viele andere in der Schau beschäftigen. In aller Munde umfasst sowohl Malerei, Skulptur, Installation, Fotografie, Zeichnung, Grafik und Videokunst als auch einzelne Exponate aus ethnologischen und naturwissenschaftlichen Sammlungen, Film und Werbung, Musik und Literatur.
Die Schau In aller Munde wird kuratiert von Dr. Uta Ruhkamp und entsteht in Zusammenarbeit mit dem Kulturwissenschaftler Prof. Dr. Hartmut Böhme und der Zahnärztin Beate Slominski.
31.10.2020–05.04.2021 im Kunstmuseum Wolfsburg
Künstler*innen: Hans von Aachen (Umkreis), Marina Abramović & Ulay, Vito Acconci, Nobuyoshi Araki, Arman, Dirck Barendsz, Lenora de Barros, Franz von Bayros, Dirk Bell, Johannes Bendzulla, Bernhard Johannes Blume, Louis-Léopold Boilly, Hieronymus Bosch (Nachfolger), Louise Bourgeois, Pieter Bruegel d. Ä., Anton Büschelberger, Luca Cambiaso, Javier Castro und Luis Gárciga, Jake & Dinos Chapman, Francesco Clemente, Otto Coester, Tony Cragg, Lucas Cranach d. Ä., Walter Crane, Martin Creed, John Currin, Natalie Czech, Thomas Demand, François Desprez, Birgit Dieker, Mark Dion, Cheryl Donegan, Albrecht Dürer, Bogomir Ecker, Gerbrand van den Eeckhout, Antje Engelmann, Fantich & Young, Harun Farocki, Thomas Feuerstein, Urs Fischer, Anselmo Fox, Moritz Frei, Lieselotte Friedlaender, Gauri Gill, Francisco de Goya y Lucientes, Vivian Greven, Robert Haiss, Richard Hamilton, Johann Gottlieb Hantzsch, Mona Hatoum, Eberhard Havekost, He Xiangyu, Egbert van Heemskerck d. J., Jeppe Hein, Gottfried Helnwein, Gary Hill, Klara Hobza, Jenny Holzer, Benjamin Houlihan, Lisa Junghanß, Michael Kalmbach, Isabell Kamp, Christian Keinstar, Johann Georg Kern (zugeschr.), Walther Klemm, Max Klinger, Christoph Knecht, Herlinde Koelbl, Kurt Kranz, Alfred Kubin, Mathäus Küsel, Raimund Kummer, David LaChapelle, Maria Lassnig, Lucas van Leyden, Lee Lozano, Sarah Lucas, Anna Maria Maiolino, Jeanne Mammen, Man Ray, Fabian Marcaccio, Christian Marclay, Teresa Margolles, Oliver Mark, Bernhard Martin, Kris Martin, Jonathan Meese, Ulrich Meister, Isa Melsheimer, Ana Mendieta, Charles Meryon, Franz Xaver Messerschmidt, Marilyn Minter, Edvard Munch, Bartolomé Esteban Murillo (zugeschr.), Natalia LL, Bruce Nauman, Marcel Odenbach, Adolf Oexle, Tony Oursler, Georg Pencz, Pablo Picasso, Rona Pondick, François Rabelais, Lili Reynaud-Dewar, Pipilotti Rist, Michele Rocca, Ulrike Rosenbach, Aura Rosenberg, Miguel Rothschild, Raphael Sadeler d. Ä., Sam Samore, Johann Gottfried Schadow, Godfried Schalcken, Thomas Schütte, Lorentz Schultes, Elfie Semotan, Mithu Sen, Cindy Sherman, Slavs and Tatars, Andreas Slominski, Kiki Smith, Daniel Spoerri, Shaun Stamp, Peter Stauss, Jan Steen, Barbara Steppe, Sam Taylor-Johnson, David Teniers d. J., Paul Thek, Wolfgang Tillmans, Joe Tilson, Ane Tonga, Rosemarie Trockel, Wilhelm Trübner, Piotr Uklański, Maarten de Vos, Kemang Wa Lehulere, Franz Erhard Walther, Andy Warhol, Hans Wechtlin, Peter Weibel, Hans Weiditz d. J., Tom Wesselmann, Antonie Wierix, Peter Zizka u. a.
7 October 2021 until 14 November 2021
Autoren kennen das, die Angst vor dem leeren Blatt, das vorwurfsvolle Blinken des Cursors, der auf der Stelle wie festgefroren verharrt. Maler kennen ihn auch, den Horror vacui, die Panik angesichts der Leere einer unberührten Leinwand. Fotografen eher nicht, schliesslich zeigt der Sucher stets ein Gegenbild. Muss ja nicht schön sein, aber ist eben da – leerer Akku oder vergessene Verschlusskappe mal außen vorgelassen. Sowas passiert einem seriösen Daguerreotypisten natürlich nicht.
Oliver Mark nun packt die Leere bei den Hörnern – und das mitten in den Tempeln der Kunstehrfurcht. An den Orten, in denen gewöhnlich die Blockbuster der Kunstgeschichte zur gefälligen Betrachtung altarisiert an den Wänden hängen – Museen und Galerien. Das Gemälde steht im Zentrum der Fluchtlinie, auf Augenhöhe der Betrachter, meist in ornamentschweren Rahmen, als würde das Auge nicht schon genug Blickführung erfahren. Das Bild wird dem Betrachter aufgezwungen. Flughafenarchitekturen ähnelnd endet der Weg des Besuchers unweigerlich im Duty-free-Shop des Kunstkanons, das Kunstwerk an sich füllt das Wahrnehmungsspektrum. Man kann eigentlich nicht vorbeischauen.
Mark aber schaut vorbei, er positioniert seine Kamera auf Fussbodenhöhe und knipst aus Froschperspektive, einzig sein Portemonnaies als Stativ nutzend. Die Entnahme oder Zugabe von Geldstücken bestimmt den Neigungswinkel des Objektivs und damit das Blickfeld. Wenn das nicht eine messerscharfen Analyse des Kunstmarkts ist, eine beißende Kritik an der Deutungshoheit des Geldes, dann fresse ich eine kritische Gesamtausgabe von Bazon Brock. Oder, Mark ist einfach nur gestolpert – und fand sich unvermittelt wieder in der Nischenwelt des Mikroversums wie der atomar schwindende Protagonist in Jack Arnolds Filmklassiker der 1950er Paranoia The Incredible Shrinking Man. Oder, Mark hat einfach nur Rücken und macht das Beste aus seiner Situation, bevor er es zum Osteopathen schafft. Aber ich schweife ab.
Egal wie er zu seinem Blick gekommen ist, die Perspektive seiner Fotografien verändert Wahrnehmung. Plötzlich rücken Details ins Rampenlicht: Steckdosen, Schutzgitter, Luftbefeuchter, Feuerwehrschläuche, Notausgangsschilder, Scheuerleisten, Abstandhalter – und Leere. Die Unaufgeregtheit monochromatisch getünchter Wände, rissiger Kanten, dunkler Wände, die nur Ausschnitte der präsentierten Bilder preisgeben, für die die Wand gemacht wurde. Statt im Motiv von de Chirico zu sinnieren, verliere ich mich im Capriblau der Wandfarbe, die das Foto dominiert. In der Chillout-Zone des Pantone-Raves einfach mal nichts erkennen, die Gravitas des Gemäldes ignorieren, nur Leere mit den Augen ertasten.
Das hat nicht nur einen meditativen Effekt, es rekontextualisiert Kunst. In dem Moment, wo man sich der Stützräder der Präsentationsmodi gewahr wird – die Stellwände, Absperrungen, Bewegungsmelder, Sitzbänke – geht Benjamins Aura des Originals flöten. Das Kunstwerk erscheint als Gebrauchsgegenstand neben anderen: hier Steckdose, dort Renaissance. Man erkennt wieder, dass Kunst ähnlich wie Papiergeld funktioniert: Ihre Artefakte werden mit Bedeutung aufgeladen, ihr Materialwert ist oft genug gering. Ihr Schatz liegt in der gemeinsamen Vereinbarung aller, dass genau diese Kunst Relevanz besitzt.
Und im Blickwinkel. Wir sind eine optisch getriebene Spezies. Aus dem Auge aus dem Sinn gilt nicht nur für Kleinkinder. Wir konstruieren Realität über den Sehnerv, viel mehr als über Fühlen oder Hören. Iconic Turn und so. Nimmt man dem Iconic Turn nun die Motive, ist er dann noch existent? Oder gilt Wazlawicks Verdikt, man könne nicht nicht kommunizieren, auch in der Kunst? Man kann nicht nicht abbilden. Ist Malewitsches Schwarzes Quadratnun Naturalismus, Symbolismus, Abstraktion oder Vorstudie für die Farbfächer der Druckindustrie? Die Magie des Volltons fasziniert. Die Abwesenheit von Muster irritiert unser Gehirn, das stets nach Wiedererkennbarkeit fahndet. Die Wand anstarren: Oliver Mark hat der Redewendung wieder neues Futter gegeben – und mir den Wunsch, beim nächsten Museumsbesuch einmal alles im Schneidersitz zu betrachten.
Till Schröder, Chefredakteur der Marginalien und Inhaber des Gretanton Verlags
Pop-Up Exhibition with Alicja Kwade, Antje Blumenstein, Armin Boehm, Björn Dahlem, Erik Schmidt, Eva Grubinger, Eva-Maria Wilde, Frank Nitsche, Gabriel de la Mora, Gregor Hildebrandt, Hansa Wisskirchen, Isa Melsheimer, Kristina Nagel, Lisa Junghans, Ludwig Kreutzer, Olivia Berckemeyer, Hoischen / Mark , Marcel Duchamp, Manfred Peckl, Matthias Hesselbacher, Marten Frerichs, Sophia Scharma, Stephanie Kloss , Susanne Gollwitzer, Svenja Kreh, Tatjana Doll, Tine Furler.
Künstlerhaus Bethanien, Berlin
STUDIO 225 / BERCKEMEYER
Editor: Kunstmuseum Wolfsburg
Publisher: Hatje Cantz, 2020.
German. 352 pages, 350 images.
Hardcover, 24,00 × 31,00 cm.
ISBN: 978–3‑7757–4799‑8
Page 241: Vicco mit Vampir-Schnuller, Berlin 2009. C‑Print on Kodak Endura Metallic.