• Franziska Goes, Berlin 2022

    The artist Franziska Goes holding a color fan in her hand.
  • Daniel Mohr / Oliver Mark – „untitled“

    40,0 × 50,0 cm, Oil paint on pho­to­graphy, 2022. From Col­lab­or­a­tions II.
  • Oliver Mark Studio Berlin, 2010–2022

  • O P E N Berlin, 2022

    Deliv­ery Hero – Isa Melsheimer and Oliv­er Mark
    18.08.2022–15.09.2022

    Blick­di­cht im Glasdickicht

    Gibt es etwas zu sehen und zu bewahren, schlägt die Stunde der Vit­rine. Der Glaskasten als Pan­ic Room der Museo­lo­gen, am lieb­sten Pan­zer­glas, UV-Schutz und Vak­uum. Kon­ser­vier­ung wie im Marme­ladenglas. Schutz vor Zer­fall ist unbedingt löb­lich, doch erfahren Objekte ihren musealen, respekt­ive gesell­schaft­lichen Wert meist durch Nutzungsspuren: abgew­ien­erte Ober­flächen, Schar­rten, Ver­fär­bun­gen, Verb­lichenes, Abgebrochenes. Der Zahn der Zeit nagte, und wir füh­len Ver­bund­en­heit mit der Ver­gan­gen­heit. Er erst macht Geschichte für uns wirk­lich lebendig.

    Zum ander­en der Blick des Betrachters. Er tastet die Ober­fläche prüfend ab, in der Vit­rine aber schaut er auch hindurch, sieht den Raum dah­inter, den Kon­text der Jet­ztzeit. Das Glas spiegelt die Umge­bung, den Betrachter, auch das Selbst, wenn wir hier kurz küchen­psy­cho­lo­gis­ier­en dür­fen. Die Vit­rine lädt zum visuel­len Dia­log. Ob der ein­spurig und mehr­spurig ver­läuft, hängt am Betrachter.

    Oliv­er Marks Foto­grafi­en und Isa Melsheimers Skulp­turen interessier­en dieser ständige Blick­wech­sel. Das Objekt der Begierde ist nicht in der Vit­rine, es ist die Vit­rine und ihre Über­ras­chun­gen offen­bar­en­de Blick­di­chte. Dichte nicht im Sinne von Sichts­chutz, son­dern von erhöhtem Schauwert, der Häu­fung der mög­lichen Blick­winkel. Sind es bei Mark uner­war­tete Bildausschnitte, die schein­bar willkür­liche Darstel­lung von Teilen der Vit­rine, auch ander­en Sicht­gren­zenset­zer, wie Flug­zeug­flü­gel, Ver­pack­un­gen, col­la­gierte Hände, ist es bei Melsheimer die Paar­ung Beton und Glas. Beton als Sichtver­hinder­er, Glas als Blick­er­mög­lich­er. Ihre Serie »Seeds« beis­piels­weise hin­ter­fragt die Funk­tion der Vit­rine auf eigene Weise: Glaskästen auf Beton­sock­eln, in den­en Samen ein luftdi­cht abges­chot­tetes Eigen­leben entwick­eln, ein­zig gespeist aus Sonnen­licht, Erde und durch Kondens­a­tion entstehende Flüssigkeit. Hier ist nichts kon­ser­viert, hier lebt etwas, aber unter dem Blick des Betrachters. Ich sehe, also lebst du. Die In-Vitro-Vit­rine des Kunstmarkts.

    Oliv­er Mark und Isa Melsheimer gehen dem Guck­kasten auf den Geist. Wer kom­mt und schaut, erlangt ihn viel­leicht, den blick­di­cht­en Durchblick im Glasdickicht.

    Till Schröder, Autor, Chefredak­teur der Mar­gin­ali­en – Zeits­chrift für Bib­li­o­philie und Buchkunst
  • THRESHOLD

    Tim Plamper & Oliv­er Mark – A °CLAIRbyKahn Exclus­ive at photo basel

    °CLAIRbyKahn is pleased to unveil Schwelle („Threshold“), a series of unique mul­ti­me­dia works by pho­to­graph­er Oliv­er Mark in col­lab­or­a­tion with visu­al artist Tim Plamper. After being invited by Mark to alter his pho­to­graphs, Plamper co-cre­ated this series using soil taken from the former Inner Ger­man Bor­der, reopen­ing wounds of the past in a ges­ture that expands our under­stand­ing of the geo­pol­it­ic­al dis­putes of today. 

    photo basel” takes places from 06/14–06/19/2022 – you’ll find us at booth A9!

    Volk­shaus Basel
    Reb­gasse 12–14
    CH-4058 Basel

  • Collaborations I

    „Collaborations I“ by Oliver Mark.

    Guardini Stif­tung, 2022

    Ed. Oliv­er Mark and Guardini Stif­tung. Concept and Organ­iz­a­tion: Oliv­er Mark. Design: Stein­ig, studiof.de. Text: Georg Maria Roers SJ. Trans­la­tion: Chris­toph­er Winter. Print: Druckerei Heenemann. 

    View Pro­ject · View Exhib­i­tion · Down­load

  • Guardini Stiftung, Berlin 2022

    Col­lab­or­a­tions I – An Exhib­i­tion with 61 Artists
    Guardini Stif­tung, Askan­is­cher Pl. 4, 10963 Ber­lin
    06.04.2022–11.05.2022

    Oliv­er Mark invited 61 artists to work on his pho­tos. Any­thing could be done to them: cut­ting, scratch­ing, twist­ing, fram­ing, past­ing, mount­ing, embroid­er­ing and paint­ing bey­ond recog­ni­tion. The inter­ven­tions were as sur­pris­ing as they were innov­at­ive. The format was vari­able – so was the type of photo paper. Some­times the photo was glossy or matt, some­times on baryta paper, hahnemühle paper or can­vas, etc. It was up to the artists to decide. Two prints were made, with one work remain­ing with each artist.  The exhib­i­tion was made pos­sible with the sup­port of the Arch­diocese of Ber­lin, Fath­er Georg Maria Roers SJ and the Asso­ci­ation Aus­s­tel­lung­shaus für christ­liche Kunst e. V.

    Artists: Saâdane AfifMat­thi­as Beck­mannOlivia Ber­ck­e­mey­erEva Ber­endesDaniel BiesoldNorbert BiskyAnina Brisolla – Laura BruceMaria Brun­nerJoanna Buchow­skaAndreas BunteBjörn Dah­lemGior­gio de ChiricoSven-Ole FrahmTine Furl­er – Fran­ziska GoesLen­nart GrauGregor HildebrandtPhilip GrözingerHar­ald Her­mannEllen Mar­tine HeuserBene­dikt Hipp – Chris­ti­an Hois­chen – Shaikh Rashid bin Khal­ifa Al Khal­ifaFlor­in Kom­patscherTimo Kloep­pelClem­ens KraussMichael Kun­zeWolfgang Lug­mairVia Lewan­dowskyBernhard Mar­tinIsa MelsheimerKlaus Moset­tigFrank NitscheAgustin Noguera – Ena Oppen­heimerLea Pagen­kem­perTim Plamper – Man­fred PecklSabine Rein­feldLisa Reit­mei­er – Bene­dikt Rich­ertGerd RohlingMichael Sail­stor­ferKarin Sander – Sophia Schama – Thomas Scheib­itzAline SchwibbeJohanna Sil­ber­mannHeidi SillYas­min Shar­abiSabine Spring­er – Philip Topo­lo­vacChris­toph­er WinterHansa WißkirchenCarsten WirthAngelika ZellerSarah Zel­matiRalf Zier­vo­gelThomas ZitzwitzFilip Zorzor

  • Kunstmuseum Wolfsburg, 2020–2021

    In aller Munde – Von Pieter Brue­gel bis Cindy Sher­man
    31.10.2020–05.04.2021

    (v. l. n. r.) Edvard Munch, Wal­ter Crane, Louise Bour­geois, Trock­el Rose­marie, Oliv­er Mark.
    Nicole Hackert's baby looking at camera while sucking on a vampire dummy.
    Vicco mit Vam­pir Schnuller, Ber­lin 2009

    Mund, Lip­pen, Zunge und Zähne, Sprache, Schmerz und Schrei, Essen, Schlin­gen, Spei­en und Spuck­en, Lust und Leidenschaft: Die Mund­höhle ist eine buch­stäb­lich reiz­volle Körperzone. So haben sich nicht nur seit jeher Natur­wis­senschaft und Med­iz­in an der Erkundung der Mund­höhle abgearbeitet, son­dern auch die Kunst- und Kul­turgeschichte – von der Anti­ke bis zur Geg­en­wart. Diesen breit gefäch­er­ten motivgeschicht­lichen Pfad ver­fol­gt das Kun­st­mu­seum Wolfs­burg mit der Aus­s­tel­lung In aller Munde. Von Pieter Brue­gel bis Cindy Sher­man. Es ist die bis­lang umfassend­ste The­menaus­s­tel­lung zu oralen Motiven in der Kunst in Deutsch­land mit über 250 Expo­naten unter ander­em von  Albrecht Dürer, Pablo Picas­so, Max Klinger, Mar­ina Abramović, Andy War­hol und Louise Bourgeois.

    Die breit angelegte Aus­s­tel­lung wid­met sich Mon­ster­mäulern (Alfred Kubin) und Vam­pir­bis­sen (Edvard Munch), betrachtet den Mund als Höl­lenschlund und Tor zum Wel­tinnen­raum (Pieter Brue­gel). Die Dentalkul­tur wie­der­um wird vielfältig beleuchtet vom Zahn­brech­er bei Jan Steen über die Darstel­lung der Schutzhei­li­gen von Zahnärzten, Apol­lo­nia, bei Andy War­hol bis hin zu Zahnschmuck aus außereuropäis­chen Kul­turen. Mona Hat­oum dringt bis in die Speiser­öhre vor, während Künst­ler wie Man Ray oder Anselmo Fox ihren Atem in Glas‑, Seifen- oder Kaugum­miblasen einsch­ließen. Und schließ­lich ist die Ästhet­ik der Lip­pen, gesteigert im Kuss und der oralen Libido ein Sujet, mit dem sich Wolfgang Till­mans, Nat­alia LL, Picas­so, Mar­ilyn Minter und viele andere in der Schau beschäfti­gen. In aller Munde umfasst sowohl Malerei, Skulp­tur, Install­a­tion, Foto­grafie, Zeich­nung, Grafik und Videok­unst als auch ein­zel­ne Expo­nate aus eth­no­lo­gis­chen und naturwissen­schaft­lichen Sammlungen, Film und Wer­bung, Musik und Literatur.

    Die Schau In aller Munde wird kur­atiert von Dr. Uta Ruhkamp und entsteht in Zusammen­arbeit mit dem Kul­tur­wis­senschaftler Prof. Dr. Hart­mut Böhme und der Zahnärzt­in Beate Slominski.

    Künstler*innen: Hans von Aachen (Umkre­is), Mar­ina Abramović & Ulay, Vito Acconci, Nobuy­oshi Araki, Arman, Dir­ck Bar­en­d­sz, Len­ora de Bar­ros, Franz von Bayros, Dirk Bell, Johannes Bendzulla, Bernhard Johannes Blume, Louis-Léo­pold Boilly, Hieronymus Bosch (Nachfol­ger), Louise Bour­geois, Pieter Brue­gel d. Ä., Ant­on Büschel­ber­ger, Luca Cam­biaso, Javi­er Castro und Luis Gárciga, Jake & Dinos Chap­man, Francesco Clem­ente, Otto Coes­ter, Tony Cragg, Lucas Cranach d. Ä., Wal­ter Crane, Mar­tin Creed, John Cur­rin, Nat­alie Czech, Thomas Demand, François Desprez, Birgit Dieker, Mark Dion, Cheryl Doneg­an, Albrecht Dürer, Bogomir Eck­er, Ger­brand van den Eeck­hout, Antje Engel­mann, Fantich & Young, Har­un Farocki, Thomas Feuer­stein, Urs Fisc­her, Anselmo Fox, Mor­itz Frei, Lies­elotte Fried­laender, Gauri Gill, Fran­cisco de Goya y Lucientes, Vivi­an Gre­ven, Robert Haiss, Richard Hamilton, Johann Got­tlieb Hantz­sch, Mona Hat­oum, Eber­hard Havekost, He Xiangyu, Egbert van Heem­sker­ck d. J., Jeppe Hein, Gottfried Hel­n­wein, Gary Hill, Klara Hobza, Jenny Holzer, Ben­jamin Hou­li­han, Lisa Junghanß, Michael Kalmbach, Isa­bell Kamp, Chris­ti­an Kein­star, Johann Georg Kern (zuges­chr.), Walth­er Klemm, Max Klinger, Chris­toph Knecht, Her­linde Koel­bl, Kurt Kranz, Alfred Kubin, Math­äus Küsel, Raimund Kum­mer, Dav­id LaChapelle, Maria Lassnig, Lucas van Ley­den, Lee Loz­ano, Sarah Lucas, Anna Maria Maiolino, Jeanne Mam­men, Man Ray, Fabi­an Mar­cac­cio, Chris­ti­an Marclay, Teresa Mar­golles, Oliv­er Mark, Bernhard Mar­tin, Kris Mar­tin, Jonath­an Meese, Ulrich Meister, Isa Melsheimer, Ana Men­di­eta, Charles Mery­on, Franz Xaver Mess­er­schmidt, Mar­ilyn Minter, Edvard Munch, Bar­to­lomé Esteban Mur­illo (zuges­chr.), Nat­alia LL, Bruce Nau­man, Mar­cel Oden­bach, Adolf Oexle, Tony Oursler, Georg Pencz, Pablo Picas­so, Rona Pon­dick, François Rabelais, Lili Reynaud-Dewar, Pipi­lotti Rist, Michele Rocca, Ulrike Rosen­bach, Aura Rosen­berg, Miguel Roth­schild, Raphael Sadel­er d. Ä., Sam Sam­ore, Johann Gottfried Schad­ow, God­fried Schal­ck­en, Thomas Schütte, Lorentz Schultes, Elfie Semotan, Mithu Sen, Cindy Sher­man, Slavs and Tatars, Andreas Slo­m­in­ski, Kiki Smith, Daniel Spo­erri, Shaun Stamp, Peter Stauss, Jan Steen, Bar­bara Steppe, Sam Taylor-John­son, Dav­id Ten­iers d. J., Paul Thek, Wolfgang Till­mans, Joe Tilson, Ane Tonga, Rose­marie Trock­el, Wil­helm Trüb­n­er, Pio­tr Uklański, Maarten de Vos, Kemang Wa Lehulere, Franz Erhard Walth­er, Andy War­hol, Hans Wecht­lin, Peter Wei­bel, Hans Weiditz d. J., Tom Wessel­mann, Ant­onie Wierix, Peter Zizka u. a.

  • Leerstunde

    Autoren kennen das, die Angst vor dem leer­en Blatt, das vor­wurf­s­volle Blinken des Curs­ors, der auf der Stelle wie festge­froren ver­har­rt. Maler kennen ihn auch, den Hor­ror vacui, die Pan­ik angesichts der Leere ein­er unber­ührten Lein­wand. Foto­grafen eher nicht, schliess­lich zeigt der Such­er stets ein Gegen­bild. Muss ja nicht schön sein, aber ist eben da – leer­er Akku oder ver­gessene Ver­schlusskappe mal außen vorgelassen. Sowas passiert einem ser­iösen Daguerreotyp­isten natür­lich nicht.

    Oliv­er Mark nun packt die Leere bei den Hörnern – und das mit­ten in den Tem­peln der Kun­stehr­furcht. An den Orten, in den­en gewöhn­lich die Block­buster der Kun­st­geschichte zur gefäl­li­gen Betrach­tung altar­is­iert an den Wänden hän­gen – Museen und Galer­i­en. Das Gemälde steht im Zen­trum der Flucht­linie, auf Augen­höhe der Betrachter, meist in orna­mentschwer­en Rah­men, als würde das Auge nicht schon genug Blick­führung erfahren. Das Bild wird dem Betrachter aufgezwun­gen. Flughafen­ar­chitek­turen ähnelnd endet der Weg des Besuch­ers unwei­ger­lich im Duty-free-Shop des Kun­stkan­ons, das Kunstwerk an sich füllt das Wahrnehmungsspek­trum. Man kann eigent­lich nicht vorbeischauen.

    Mark aber schaut vorbei, er pos­i­tioniert seine Kam­era auf Fuss­bod­en­höhe und knipst aus Froschper­spekt­ive, ein­zig sein Porte­mon­naies als Stat­iv nutzend. Die Ent­nahme oder Zugabe von Geld­stück­en bestim­mt den Nei­gung­swinkel des Objekt­ivs und dam­it das Blick­feld. Wenn das nicht eine mess­er­schar­fen Ana­lyse des Kun­st­markts ist, eine beißende Kritik an der Deu­tung­sho­heit des Geldes, dann fresse ich eine krit­ische Ges­amtaus­gabe von Bazon Brock. Oder, Mark ist ein­fach nur gestolp­ert – und fand sich unver­mit­telt wieder in der Nis­chen­welt des Mik­rover­sums wie der ato­mar schwindende Prot­ag­on­ist in Jack Arnolds Filmk­lassiker der 1950er Para­noia The Incred­ible Shrink­ing Man. Oder, Mark hat ein­fach nur Rück­en und macht das Beste aus sein­er Situ­ation, bevor er es zum Osteo­pa­th­en schafft. Aber ich sch­weife ab.

    Egal wie er zu seinem Blick gekom­men ist, die Per­spekt­ive sein­er Foto­grafi­en ver­ändert Wahrnehmung. Plötz­lich rück­en Details ins Rampen­licht: Steck­dosen, Schutzgit­ter, Luftbe­feuchter, Feuer­wehr­schläuche, Notaus­gangsschilder, Sch­euer­leisten, Abstand­hal­ter – und Leere. Die Unaufgereg­theit mono­chro­mat­isch getünchter Wände, ris­siger Kanten, dunk­ler Wände, die nur Aus­schnitte der präsen­tier­ten Bilder pre­is­geben, für die die Wand gemacht wurde. Statt im Motiv von de Chirico zu sin­nier­en, ver­liere ich mich im Capriblau der Wand­farbe, die das Foto domin­iert. In der Chil­lout-Zone des Pantone-Raves ein­fach mal nichts erkennen, die Grav­itas des Gemäldes ignor­i­er­en, nur Leere mit den Augen ertasten.

    Das hat nicht nur ein­en med­it­at­iven Effekt, es rekon­tex­tu­al­is­iert Kunst. In dem Moment, wo man sich der Stützräder der Präsent­a­tionsmodi gewahr wird – die Stell­wände, Absper­rungen, Bewe­gungs­meld­er, Sitzbänke – geht Ben­jamins Aura des Ori­gin­als flöten. Das Kunstwerk erscheint als Geb­rauchs­ge­gen­stand neben ander­en: hier Steck­dose, dort Renais­sance. Man erken­nt wieder, dass Kunst ähn­lich wie Papi­ergeld funk­tioniert: Ihre Arte­fakte wer­den mit Bedeu­tung aufge­laden, ihr Mater­i­al­wert ist oft genug ger­ing. Ihr Schatz liegt in der gemein­samen Ver­ein­bar­ung aller, dass genau diese Kunst Rel­ev­anz besitzt.

    Und im Blick­winkel. Wir sind eine optisch getriebene Spez­ies. Aus dem Auge aus dem Sinn gilt nicht nur für Klein­kinder. Wir kon­stru­ier­en Real­ität über den Sehnerv, viel mehr als über Füh­len oder Hören. Icon­ic Turn und so. Nim­mt man dem Icon­ic Turn nun die Motive, ist er dann noch exist­ent? Oder gilt Wazlawicks Ver­dikt, man könne nicht nicht kom­mun­iz­ier­en, auch in der Kunst? Man kann nicht nicht abbilden. Ist Malewitsches Schwar­zes Quad­ratnun Nat­ur­al­is­mus, Sym­bol­ismus, Abstrak­tion oder Vor­stud­ie für die Farb­fäch­er der Druc­kin­dus­trie? Die Magie des Voll­tons fasziniert. Die Abwesen­heit von Muster irrit­iert unser Gehirn, das stets nach Wie­der­erken­nbarkeit fahndet. Die Wand ans­tar­ren: Oliv­er Mark hat der Redewendung wieder neues Fut­ter gegeben – und mir den Wun­sch, beim näch­sten Museums­besuch ein­mal alles im Schneidersitz zu betrachten.

    Till Schröder, Chefredak­teur der Mar­gin­ali­en und Inhab­er des Gretan­ton Verlags

    Authors know the fear of the blank page, the dis­ap­prov­ing blink of the curs­or, frozen in place. Paint­ers know it too, the hor­ror vacui, the pan­ic when faced with the empti­ness of a blank can­vas. Pho­to­graph­ers tend not to because there is always a counter-image in the view­find­er. It doesn’t have to be beau­ti­ful, but it’s there – unless of course, you for­get to charge the bat­tery or for­get the shut­ter cap. Of course, this would nev­er hap­pen to a ser­i­ous daguerreotypist.

    Oliv­er Mark is tack­ling exactly this blank­ness – and doing it in the midst of art’s holi­est temples, the museums and gal­ler­ies. The places where block­busters of art his­tory usu­ally hang exal­ted on the walls for pleas­ant con­tem­pla­tion. As a rule, the paint­ing is placed at the cen­ter of the van­ish­ing line, at eye level to the view­er, and typ­ic­ally in a heavy, dec­or­at­ive frame – as if the eye did not have enough visu­al guid­ance already. The paint­ing is forced upon the view­er. And like air­port archi­tec­ture, the visitor’s path inev­it­ably always ends up in the duty-free sec­tion of the can­on of art, the art­work itself filling the spec­trum of per­cep­tion. It can­not be overlooked. 

    Mark, how­ever, does over­look it, he pos­i­tions his cam­era at floor level and takes pic­tures from a worm’s eye view, using only his wal­let as a tri­pod. The angle of the lens and thus the view field is adjus­ted by adding or remov­ing a few coins. If this is not a razor-sharp ana­lys­is of the art mar­ket and a bit­ing cri­tique of the inter­pret­ive sov­er­eignty of money, then I’ll eat a crit­ic­al com­plete edi­tion of Bazon Brock. Or, maybe Mark just stumbled and fell, or found him­self in the micro-world of the micro-verse like the phys­ic­ally shrink­ing prot­ag­on­ist in Jack Arnold’s clas­sic film about 1950s para­noia, “The Incred­ible Shrink­ing Man.” Or, maybe Mark’s back just hurts and he’s mak­ing the best of the situ­ation before get­ting to the osteo­path. But I digress.

    Regard­less of how he arrived at this view field, his pho­to­graphs alter our per­cep­tion. Sud­denly, oth­er details move into the spot­light: elec­tric­al out­lets, pro­tect­ive grilles, humid­i­fi­ers, fire hoses, emer­gency exit signs, base­boards, spacers, and empti­ness. The unex­cit­ing­ness of white­washed mono­chrome walls, cracked edges, or dark-colored walls that reveal only a small seg­ment of the paint­ing that the wall was built for. Instead of con­tem­plat­ing a de Chirico, I lose myself in the Capri blue of the wall paint dom­in­ant in the pho­to­graph. Just not acknow­ledging any­thing, just enjoy­ing the chill-out zone of the Pantone rave, ignor­ing the grav­itas of the paint­ing, tak­ing in the empti­ness with my eyes.

    This has more than a med­it­at­ive effect, it recon­tex­tu­al­izes the art. The moment you become aware of the sup­port­ing mech­an­isms of the present­a­tion mod­us – the mov­able walls, bar­ri­ers, motion detect­ors, benches – Benjamin’s aura of the ori­gin­al dis­ap­pears. The work of art appears as a com­mod­ity along­side oth­ers: here a sock­et, there a Renais­sance. One recog­nizes again that art func­tions sim­il­arly to paper money: Its arti­facts are charged with mean­ing, but their mater­i­al value is often rel­at­ively low. Their value lies in the com­mon agree­ment that the art work in ques­tion is of relevance.

    And in the angle of view. We are a visu­ally driv­en spe­cies. Out of sight out of mind does not only apply to small chil­dren. We con­struct real­ity through the optic nerve much more than through feel­ing or hear­ing. The Icon­ic Turn and all that. If you take away the icons from the Icon­ic Turn, would it still exist? Or does Wazlawick’s ver­dict, that we can­not not com­mu­nic­ate, also apply to art? You can­not not depict. Does that make Malevich’s Black Square nat­ur­al­ism, sym­bol­ism, abstrac­tion or a pre­lim­in­ary study for the col­or swatches in the print­ing industry? We are fas­cin­ated by the magic of the simple, sol­id tone. Our brain is always search­ing for recog­niz­ab­il­ity, and the absence of pat­tern is jar­ring. Star­ing at the wall: Oliv­er Mark has giv­en new mean­ing to the idiom – and has made me want to view everything from a cross-legged seated pos­i­tion the next time I vis­it a museum.

    Till Schröder, Edit­or-in-Chief of Mar­gin­ali­en and own­er of the Gretan­ton Ver­lag.
  • Kanya Kage Art Space, Berlin 2021

    MUSEO
    Octo­ber 7, 2021 – Novem­ber 14, 2021