“Die Vögel des Zufalls” ist eine Ausstellung kuratiert von Thomas Zitzwitz in der Galerie Norbert Arns in Köln, 18.11. – 10.12.2022.
Ein verbindlicher Ausdruck des Zufälligen prägt auch die Portraits von Oliver Mark. Die Aufnahme von Rainer Maria Kardinal Woelki (2012) ist z.B. nach einem Shooting für Die Zeit entstanden. Mark war die Spielothek, vor der er Woelki ablichtete, schon auf dem Weg zum Shooting aufgefallen. Er wartete aber die geplanten Aufnahmen ab, um einen entspannten Woelki dann erst auf dem Rückweg zu seiner Wohnung im Wedding anzuhalten und spontan zu knipsen. „Kardinal Woelki, drehen Sie sich mal um!“ Woelki lacht – und das Bild ist fertig. Wie bei Lay war auch hier die spontan wirkende Aufnahme lange geplant und vorbereitet. Marks Portrait des Künstlers Tobias Hantmann (2020) hatte einen ähnlich langen Vorlauf und kombiniert eine Landschaftsserie von Mark mit seinen Künstlerportraits. Die Landschaftsserie heißt Die Zeit machen wir später aus und portraitiert Orte im Wandel, z.B. Baustellen wie hier des Axel Springer Neubaus in Berlin. Die einzelnen Bilder halten einen Blick fest, den es so nur kurze Zeit gibt und der dann verschwindet. So einen Blick zeigt auch das Portrait von Hantmann, den Mark auf einer Party kennen- gelernt und dann instruiert hatte, was er tragen und wohin er kommen sollte. Auch die Beleuchtung der Aufnahme ist präzise gesetzt (Tageslicht von rechts, Gegenblitz von links). Die Tasche hat Hantmann aber selbst mitgebracht. Mark hatte sich nur irgendein Accessoire gewünscht. Dieses zufällige Requisit entfaltet jedoch eine große Wirkung, weil es die Haltung Hantmanns bestimmt und einen starken farblichen Kontrast im fast monochromen Bild setzt. Woelkis Spielothek und Hantmanns Tasche zeigen, wie auch in Marks Aufnahmen die Anbrandungen des Zufalls das Bild bestimmen.
Björn Vedder